Vor 60 Jahren:
Flüchtlinge und Vertriebene
Freschluneberg und Westerbeverstedt
nehmen Menschen aus dem Osten Deutschlands auf
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"In wachsendem Maße kamen im Laufe des Krieges Bewohner der großen Städte in unseren Ort, aus Hamburg, Bochum, Bremen und Bremerhaven. Waren es zunächst vor allem Verwandte und Bekannte von Ortseinwohnern, so kam nach dem schweren Angriff vom 18. September 1944 auf die Unterweserstadt die Zwangseinquartierung der Ausgebombten. Insgesamt beherbergte Westerbeverstedt 205 Evakuierte, mit denen die Bevölkerung nicht nur das Haus, sondern auch manches mehr teilte."
aus: Westerbeverstedt, 1100 Jahre Geschichte eines niedersächsischen Dorfes, Festschrift der Gemeinde Westerbeverstedt 1960, S. 72
Seit März 1945 kamen Menschen aus deutschen Ostgebieten in das heutige Lunestedt. Sie waren seit Januar vor der näher rückenden sowjetischen Armee geflüchtet oder nach dem Ende des Krieges aus ihrer Heimat vertrieben worden.
Die in Lunestedt aufgenommenen Menschen aus dem Osten sind in der Bevölkerungsentwicklung zu erkennen. Eine Zunahme um knapp 80 % hat die Eingliederung der Vertriebenen nach sich gezogen.
Quelle: Ortsentwicklungsplan Lunestedt, 2001, S. 28
Altbundespräsident Richard von Weizsäcker wird von der Nordsee-Zeitung am 8.2.2005 zitiert:
Tod, Heimatverlust, Flucht, Vertreibung - das sind menschliche Schicksale. In der alten Bundesrepublik hat es eine aufrichtige Anstrengung gegeben, doch wenigstens eine materielle Hilfe zur neuen Verwurzelung zu geben. Das Wichtige an diesem Lastenausgleich war aber nicht das Geld allein, sondern die Identifizierung der anderen, die ihre Heimat nicht verloren hatten, mit dem Schicksal dieser Menschen. Dieses Zeichen der Solidarität war das Allerwichtigste am Lastenausgleich.
Und an anderer Stelle:
Ich finde es menschlich, aber auch historisch unausweichlich und legitim, jedes Opfers zu gedenken. Wer sein Leben durch Gewalt verliert, für den stellt sich nicht die Frage, durch welche Bombe, welches Gewehr oder Gashahn ihm dieses zugefügt wurde. Jedes gewaltsame Leid an Gesundheit und Leben ist erinnerungswürdig, auch dann, wenn es für solche Taten Veranlassungen gegeben hat, die ihrerseits einer eigenen Reflexion bedürfen.
Chronik von Freschluneberg:
Lehrer Hinrich Cordts notierte in der Chronik von Freschluneberg unter dem 15. März 1945:
Ostflüchlinge kommen im "Treck" nach Freschluneberg: 20 Wagen, 47 Pferde, 120 Menschen. Es sind Bauern aus Bessarabien, die im Jahre 1942 in Westpreußen angesiedelt wurden.
Am 15. März 1945 kam der erste Treck mit Flüchtlingen nach Lunestedt. In den handgeschriebenen Ortschroniken von Freschluneberg und Westerbeverstedt findet man dazu Angaben. Hinrich Cordts beschränkt sich in der Freschluneberger Chronik auf kurze sachliche Angaben. Marie Grab schreibt in der Westerbeverstedter Chronik auch über die Empfingungen der Menschen damals.
Nach 60 Jahren sind Menschen von mir 2005 gebeten worden, sich an die Ereignisse zum Kriegsende zu erinnern. Es sind Erlebnisberichte, keine sachlichen Aufzählungen von Fakten. Die kann man in Geschichtsbüchern oder auch im Internet (z.B.
Lebendiges virtuelles Museum Online des Deutschen Historischen Museums) nachlesen. Aber wenn Oma oder Opa erzählen, hat das eine andere Qualität. Und das soll hier festgehalten werden - solange es noch möglich ist. Von einigen bekam ich schon zu hören: "Ja, ich kenne das ja auch nur aus Erzählungen. Vor ein paar Jahren hätte meine Mutter noch was dazu sagen können."
Zu den Begriffen:
Flüchtlinge sind Menschen, die meist schon während des Krieges sich selbst aufgemacht haben, vor der heranrückenden Front davon zu kommen. Die Bessarabiendeutschen gehören dazu. Sie waren etwa 2 Monate auf der Flucht. Ostpreußen hatten z.T. eine längere Flucht, Hilda Hamann erzählt, wie sie im Januar 1945 geflohen sind. Aber erst im November 1947 kamen sie bei uns an.
Vertriebene sind Menschen, die zunächst in ihrer Heimat geblieben waren. Sie sind nach Kriegsende gezwungen worden, alle Habe zurück zu lassen. Dann wurden sie fortgefahren. Die Schlesier wurden z.B. vor die Wahl gestellt, Polen zu werden, oder Schlesien zu verlassen. Sie kamen 1946 bei uns an.
Ausgebombte sind Menschen, die aufgrund der Ereignisse ihre Wohnung verloren haben und woanders Zuflucht suchen mussten. Viele Ausgebombte kamen aus Bremerhaven.
Im Folgenden sind Erinnerungen von Betroffenen notiert.
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